Umgangsformen: Distanz ja -“Social distancing” nein
Hamburg, 01. Oktober 2020 – Distanz – ein Wort, das in jüngster Zeit Hochkonjunktur und zu diversen Neuschöpfungen animiert hat. Der Arbeitskreis Umgangsformen International nennt ein Beispiel: “Dis-Tanzen”, was in Tanzschulen teils mit auf dem Parkett sichtbaren “Dis-Tanz-Punkten” an die geltenden Abstandsregeln erinnert. Solche einzuhalten, ist nicht nur dort eines der wichtigsten Gebote, sich und andere zu schützen, solange das Virus unsere Gesundheit bedroht. Doch dabei geht es ausschließlich darum, eine räumliche Distanz zwischen sich und andere zu legen – keineswegs darum, sich emotional oder nicht mehr einfühlend von ihnen zu entfernen!
Deshalb ist der Begriff “Social distancing” zumindest sehr irreführend, eher noch als falsch zu bezeichnen. Sozial im Deutschen wie auch die englische Übersetzung bezieht sich auf die Gemeinschaft der Menschen, deren (angenehmes) Miteinanderleben und bezeichnet darüber hinaus auch etwas, das als gemeinnützig oder hilfsbereit erscheint. Wie wichtig – in diesem Sinne gebraucht – soziale Kontakte unter den Menschen sind, hat die aktuelle Zeit eindrücklich gezeigt. Soziale Nähe ist lebenswichtig – für unsere Psyche. Durch emotionale Zuwendung, Einfühlungsvermögen, aufmunternde Gespräche, Hilfsbereitschaft und mehr werden wir gestärkt. Soziales Miteinander gibt uns ein Geborgenheitsgefühl, fördert den Zusammenhalt und lässt uns die Corona-Zeit gemeinsam besser meistern.
Die Hilfe, die uns das Abstandhalten dazu gibt, ist am besten bezeichnet mit dem Ausdruck “Physical Distancing” (wenn es denn unbedingt Englisch sein soll). Fazit: Körperliche Distanz – ja, gut! Emotionale Distanz – nein, schlecht! oder: Physical Distancing – unbedingt! Social Distancing – auf gar keinen Fall!
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