Schlechte Nachrichten: Auch weiterhin weniger Geschäftsreisen und größere Meetings
Berlin, 05. August 2020 – Meetings mit einer größeren Teilnehmerzahl bleiben aufgrund der Gesundheitsvorsorge zu Zeiten der Corona-Pandemie problematisch. Firmen reagieren mit einer nachhaltigen Umstellung der Arbeitsabläufe in den digitalen Raum.
Besuche im Außenbüro oder beim Kunden? In der aktuellen Phase der Pandemie wird die berufliche Mobilität voraussichtlich weiterhin abnehmen. 61% der deutschen Unternehmen wollen Dienstreisen auch künftig seltener einsetzen. Zu diesem Ergebnis kommt die Randstad-ifo-Personalleiterbefragung, die im 2. Quartal 2020 Deutschlands Personalverantwortliche zur Corona-Pandemie und ihren bisherigen und bleibenden Folgen befragte.
Digitale Arbeitsabläufe
64% der Befragten planen die vermehrte Nutzung von virtuellen Konferenzen, wenn es um interne Abstimmungsprozesse geht. Aufgrund der Auswirkungen rund um das Coronavirus hatte fast ein Viertel der Unternehmen digitale Tools zur Kommunikation und zur Zusammenarbeit sogar neu eingeführt (23%). “Flexibilität ist entscheidend für die Sicherung der Geschäftstätigkeit, gerade wenn es um das Ersetzen von Präsenzterminen durch digitale Alternativen geht. Dass Unternehmen auch in Zukunft verstärkt auf Telefon- und Videokonferenzen zurückgreifen wollen, lässt vermuten, dass die Umstellung der Arbeitsabläufe bislang gut funktioniert hat”, erklärt Andreas Bolder, Director HR bei der Randstad Gruppe Deutschland.
Gesundes Gleichgewicht
Die Studienergebnisse zeigen auch, dass Unternehmen trotz der gebotenen Vorsicht nicht gänzlich auf Vorort-Meetings verzichten wollen. 28% nutzen die persönliche Abstimmung in gleichem Umfang wie zuvor. “Präsenztermine kategorisch auszuschließen, ist für viele Geschäftsbereiche nicht praktikabel. Es gilt, ein gesundes Gleichgewicht zu finden, das den individuellen Anforderungen der Unternehmen entspricht”, betont Andreas Bolder. Der persönliche Austausch bleibt ein wichtiger Faktor in der beruflichen Zusammenarbeit. “Die digitale Abstimmung mit Kollegen fordert von uns ein stärkeres Bewusstsein und Engagement, um der Komplexität von menschlicher Kommunikation in einer Mail, einer Instant Message, oder in einer Video-Konferenz gerecht zu werden”, so Andreas Bolder.
Flexiblere Jobs, zufriedenere Arbeitnehmer: Anpassungsdruck durch Corona!
Von neu eingerichteten Homeoffice-Arbeitsplätzen bis hin zur Einführung von Schichtsystemen – die Veränderungen im Arbeitsalltag durch Corona sind vielfältig und fast in jedem Bereich sichtbar. Die Mehrheit der deutschen Arbeitnehmer (84%) hat sich den Neuerungen in ihrem beruflichen Alltag angepasst, so das aktuelle Randstad Arbeitsbarometer (Covid-19-Edition/Juni 2020). 76% der Arbeitnehmer ist es sogar möglich, familiäre und berufliche Verpflichtungen besser miteinander zu vereinbaren, da sie ihre Arbeitszeiten flexibel gestalten können. “Diese Änderungen haben einen positiven Einfluss auf die Zufriedenheit im Job”, erkennt Klaus Depner, Manager Health & Human Safety bei Randstad Deutschland. “77% der befragten Deutschen gaben im Mai 2020 an, glücklich mit ihrem Arbeitsplatz zu sein – das ist ein Plus von 4% im Vergleich zum März.”
Work-Life-Blending nimmt zu
Allerdings nehmen die Anforderungen zu. Immer mehr Arbeitnehmer fühlen sich von ihren Arbeitgebern verpflichtet, auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten erreichbar zu sein. Während im vergangenen Jahr laut Randstad Arbeitsbarometer Q4/2019 noch 43% der Befragten angaben, dass ihr Arbeitgeber von ihnen erwartet, permanent verfügbar zu sein, sind es im Mai 2020 53%. “Das Konzept des Work-Life-Blending scheint sich zwar zu etablieren. Unternehmen müssen nun allerdings verstärkt auf die Gesundheit ihrer Mitarbeiter achten. Denn Freizeit ist ganz klar zur Erholung da”, sagt Klaus Depner.
Unternehmen und Mitarbeiter rücken näher zusammen
Viele Unternehmen sind sich dieser neuen Pflicht gegenüber ihren Mitarbeitern bewusst. So fühlen sich 74% der Arbeitnehmer in der Krise gut von ihren Arbeitgebern umsorgt. Etwa 63% werden außerdem regelmäßig über neue Entwicklungen in Online-Meetings informiert. “Oft hilft eine offene Kommunikation bereits, Druck aus Stresssituationen zu nehmen”, sagt Klaus Depner. “Wenn Unternehmen also nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige Gesundheit ihrer Mitarbeiter im Blick haben, wirkt sich das positiv auf die Arbeitsmotivation und -leistung sowie die Zufriedenheit aus.”
Menschen bewerben sich lieber bei Unternehmen, die für Vielfalt stehen
Unternehmen, die im Wettbewerb um die richtigen Mitarbeiter überzeugen wollen, müssen für Arbeitnehmer attraktiv sein – daran hat auch die Corona-Pandemie nichts geändert. Eine repräsentative Studie der Online-Jobplattform StepStone zeigt nun: Neben Faktoren wie Gehalt, Unternehmenskultur oder Weiterbildungsmöglichkeiten ist es für Menschen ebenso immer wichtiger, dass der potenzielle Arbeitgeber für Vielfalt steht. StepStone hat 11.000 Menschen befragt, wie sehr sie darauf achten, dass sich ein Unternehmen für Themen wie Offenheit und Chancengleichheit einsetzt. Dabei geben 77 Prozent aller Befragten an, sich eher bei einem Unternehmen zu bewerben, das genau diese Vielfalt lebt. 78 Prozent sagen ausdrücklich, dass sie gern in einem diversen Umfeld arbeiten möchten.
Gehaltsverzicht für diverses Arbeitsumfeld
Mehr Frauen in Führungspositionen, mehr Mitarbeiter unterschiedlicher Herkunft, die Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Behinderung oder eine altersgemischte Belegschaft: 70 Prozent sehen in all diesen Faktoren einen großen positiven Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg, die Mitarbeitermotivation und das Unternehmensimage. Vier von zehn Befragten würden sogar ein geringeres Gehalt akzeptieren, um dafür in einem vielfältigen Unternehmen arbeiten zu können. Für Zweidrittel wäre Diskriminierung beim Arbeitgeber definitiv ein Kündigungsgrund. “Beschäftigte wünschen sich viel mehr als nur ein von Vielfalt geprägtes Arbeitsumfeld”, sagt Dr. Anastasia Hermann, Forschungsleiterin bei StepStone. “Sie erwarten auch, dass Arbeitgeber sich aktiv und authentisch für Chancengleichheit und Offenheit starkmachen und engagieren.”
Beim Diversity-Management haben Arbeitgeber Nachholbedarf
Auch wenn Mitarbeiter von ihren Arbeitgebern konkrete Maßnahmen zur Förderung von Vielfalt fordern, ist die Umsetzung noch ausbaufähig. In 60 Prozent der Unternehmen spiele das Diversity-Management aktuell noch keine große Rolle, meinen die Beschäftigten. Nur etwa in jedem dritten Unternehmen sei bei Einstellungen neuer Mitarbeiter tatsächlich Chancengleichheit gegeben. “Unternehmen werden nicht über Nacht zu einem vielfältigen Unternehmen. Dieser Prozess braucht Zeit”, sagt Hermann. “Immer mehr Arbeitgeber erkennen die Bedeutung von Diversity. Der nächste Schritt muss es nun sein, das Thema endgültig zur Chefsache zu machen.”
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