Offline ist die neue Armut – Warum Hotels trotzdem bei den entscheidenden Schritten der Digitalisierung mithalten müssen

Offline ist die neue Armut – Warum Hotels trotzdem bei den entscheidenden Schritten der Digitalisierung mithalten müssen
Tablet - Foto: Geralt/Pixabay

Hamburg – ein ungehöriger Zwischenruf von Carsten Hennig, Dezember 2016
2016 war fulminant, Anfang 2017 geht es noch heftiger weiter. Meine Prognose: Ein weltweiter Hackerangriff zwingt selbst robusteste OTA in die Knie. Einige Tage ist ein Großteil der Webbuchungen weggebrochen. Der Tourismus floriert trotzdem weiter, mit Reservierungen per Fax, analogen Telefongesprächen und Bargeld.

Ergo: Hotels tun gut daran, ihr Einträge in “Schneckenmedien” wie Telefonbüchern, Reisezeitschriften und regionalen Tageszeitungen zu pflegen. Das Pendel der Digitalisierung schwingt zurück, um dann umso stärker in die Zukunft auszubrechen. Wer 2017 die entscheidenden Schritte der Digitalisierung verpasst, wird vollends abgehängt sein. Buchung, Check-in und Öffnen der Zimmertür per App wie bei Hilton und Marriott sowie von Conichi oder hotels.com/Expedia wird zumindest in Businesshotels zum Standard. Offline ist die neue Armut.

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Smartphones bleiben nicht allein wichtigstes Tool und Erkennungsmerkmal für Gäste. Ortung und Abruf relevanter Daten werden im “Hotel der Zukunft” per RFID-Chip organisiert: Ein kleiner Aufkleber mit einem kaum sichtbaren Funkchip am Arm – längst aus der Logistik und Krankenhäusern – sorgt für grenzenlose Freiheit. Zimmertür und Zugänge z.B. zum Spa öffnen sich automatisch. Bestellungen in Restaurant und Bar werden vom PMS-Handheld drahtlos verzeichnet und auf die Zimmerrechnung übertragen. Sonderwünsche wie Extrakissen oder VIP-Status werden Hotelmitarbeitern direkt auf ihre “Google Glasses” übertragen.

Neben automatischer Gesichtserkennung an den Eingängen des Hotels gehören RFID-Datenssysteme innerhalb der Häuser bald zum Standard. Gegenargumente von Datenschützern werden durch die erheblichen Vorteile an Sicherheit und Selbstbestimmung der freizugebenden Daten abgebügelt.

In punkto Nachhaltigkeit indes sind die RFID-Chips nachteilig. Sie werden nach dem Hotelaufenthalt gedankenlos entsorgt, obwohl Sonderabfall und aufgrund ihrer Dateninhalte ein gefundenes Fressen für Identitätsdiebe. Findige Hoteliers mit Verantwortungsbewusstsein setzten erfolgreich auf die Nische des Recycling der Funkchips und wurden so erfolgreichere Unternehmer als Gastgeber.


Über den Autor: Carsten Hennig, Jahrgang 1970, ist ein genauer Beobachter der Tophotellerie und Spitzengastronomie. Der Anchorman von HOTELIER TV & RADIO wagt sich immer wieder als Digital Native mit freien Gedanken in die Zukunft des Gastgewerbes vor. Mehr: https://about.me/carsten.hennig

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