Neue Karriere in der Digitalisierung: Wer wagt sich vor?
Berlin, 22. August 2021 – Sascha Haiss lernte in europäischen Hotels, machte den MBA und war herausragender Mitarbeiter eines der besten Hotels Deutschland, dem Brenners in Baden-Baden. Er wurde als „Rezeptionist des Jahres“ umjubelt. Dennoch hat er kurz nach dieser Karrierekrönung die operative Hotellerie verlassen – er wechselte die Seiten und beackert heute als Customer Success Manager für das Tech-Start-Up Happyhotel die Branche.
Die Digitalisierung ist nicht zu bremsen und birgt viele neue Karrierechancen – just im Gastgewerbe. Beschleunigt durch die Corona-Pandemie wenden sich viele Toptalente der bislang geliebten Gastronomie und Hotellerie an und satteln um – auf Onlinemarketing, Web Development oder Cloud Computing. Im Berliner Digital Career Institute, einem der führenden deutschen Onlineuniversitäten für zukunftsweisende IT-Professionen, studieren etliche ehemalige „Gastros“.
In einem Webinar am 26. August um 17 Uhr erläutern Studenten und Lehrer die Herausforderungen im Web Development, einer Schlüsseldisziplin im Internet-Business. Kostenfreie Teilnahme ist noch möglich: ;
Quereinsteiger sind willkommen. Laut dem Digitalverband Bitkom sind aktuell rund 80.000 IT-Jobs unbesetzt. Die beruflichen Rahmenbedingungen sind gerade für schichtgeplagte „Castros“ attraktiv: Angenehme Bürozeiten oft „on remote“, flexible Arbeits- und Projektgestaltung von „Digital Nerds“ und weitaus höhere Gehälter als im Gastro-Durchschnitt. Die Einstiegshürden sind zu bewältigen: Das DCI-Studium wird durch die Arbeitsagentur finanziert – oft bei gleichzeitiger Fortzahlung von ALG1 – und das Curriculum gestaltet sich zwar straff in rund einem Jahr Intensivstudium, ist aber mit Video Learning und Live Coding von 9 bis 16:15h werktäglich wahrlich nicht zu fordernd. Unabdingbar sind allerdings gute Englischkenntnisse, da das Studiengeschehen rein englischsprachig gehalten wird. Zusätzlich werden Sprachkurse von er Arbeitsagentur bewilligt, wo notwendig.
Tiefer gehende Fachkenntnisse sind nicht notwendig. Allgemeines Interesse an IT-Themen und behände Kenntnisse in Computer- und Web-Nutzung reichen aus. Zudem werden Interessenten in Vorinterviews und einem Vorbereitungskurs darauf vorbereitet, was das Intensivstudium abverlangen wird. Die Aussichten sind günstig: Zwar kann das DCI keine Jobgarantie versprechen, bemüht sich aber mit produktiver Talentförderung um eine Platzierung ihrer Absolventinnen.
Sascha Haiss hat den Wechsel in die IT keinesfalls bereut: „Jeden Tag habe ich mit meinem Team mit spannenden Hotels und Hoteliers zu tun und habe die Gelegenheit, viele verschiedene wirtschaftlichen und strategischen Aspekte der Hotellerie mitzuerleben. In der kritischen Lage in der sich die Hotellerie befindet, ist es ein sehr erfüllendes Gefühl, mit unserer Expertise vielen Hotelier-Familien oder Unternehmen helfen zu können“, bringt er es auf den Punkt. Und weiter: „Bei Happyhotel im Customer Success & Onboarding einzusteigen, war für mich eine Gelegenheit, nicht nur den Service Anspruch der Hotellerie auch in die IT zu bringen, sondern auch vor allem mit meinem Eigenverständnis schon proaktiv viele Anforderungen oder Bedenken ansprechen zu können. Damit ist nicht nur den Hoteliers geholfen, sondern auch die Effektivität unserer Software sichergestellt. Ich habe hier die Chance wahrgenommen, Leistungsanspruch und Empathie von der Hotellerie in die IT zu bringen.“
Nicola Hofmann ist gestandene Hotelière. Sie führte jahrelang das Tagungshotel Kurt in Stegaurach bei Bamberg, gab es aber schweren Herzens auf. Heute ist sie erfolgreiche IT-Botschafterin bei WeFrame, dem „Apple der Tagungshotellerie“. Die Herausforderung in einem gänzlich neuen beruflichen Umfeld war reizvoller als eine Angestellten-Position in der Hotellerie. Freie Zeiteinteilung, gut geplante Kundenbesuche in Top-Tagungshotels und angenehme Follow-up-Arbeit im Home Office machen den Verkaufsdruck im erfolgsabhängigen Gesamtgehalt wett. „Auf der einen Seite haben wir den zukunftsorientierten WeFrame mit Digitalisierung und dessen Platzierung am Markt – auf der anderen Seite das Hotel. Beides zu verknüpfen mit meiner Erfahrung macht jeden Tag aufs Neue Spaß. Vor allem ich kennen die Ansprüche und Sorgen in der Hotellerie sehr gut“, fasst sie zusammen.
Ihr Kollege Andreas Zebisch – ebenso ehemaliger Topmanager aus der Hotellerie – betreut federführend den österreichischen Markt. Er fühlt sich heute wohl in diesem Zukunftsmarkt mit verlässlicher Perspektive. Entscheidend für den Wechsel war die „Chance aktiver und nicht passiver Teil der Digitalisierung“ zu sein.
Der Wechsel in die IT verlangt allerdings die Bereitschaft zu neuen unkonventionellen Denken ab. Gerade in Start-ups geht es mitunter „wild“ in puncto Arbeitsteilung (neudeutsch: Agilität) und Prozessgestaltung zu. Doch dies schreckte Andreas Zebisch nicht: An seiner früheren Hotelkarriere vermisst er „nichts“.
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