Mitarbeiter in Hotels werden immer älter – 50 Plus im Team ist voll normal – Nachwuchskräfte wollen vor allem flexiblere Arbeitszeiten
Berlin, 15. November 2016 – Die Menschen werden immer älter und arbeiten länger. Die voraussichtliche Lebensarbeitszeit in der Europäischen Union lag 2015 bei durchschnittlich 35,4 Jahren und war damit um 1,9 Jahre länger als im Jahr 2005. Dies gab Eurostat nun an. Für die Hotellerie und Gastronomie bedeutet dies, dass sog. 50-Plus-Kräfte in den Teams Normalerscheinungen sein werden.
Konkret stieg die Lebensarbeitszeit innerhalb dieser zehn Jahre bei den Frauen stärker (32,8 Jahre 2015 gegenüber 30,2 Jahren 2005 bzw. +2,6 Jahre) als bei den Männern (37,9 Jahre 2015 gegenüber 36,7 Jahren 2005 bzw. +1,2 Jahre). In Deutschland lag die durchschnittliche voraussichtliche Lebensarbeitszeit im Jahr 2015 bei 38,0 Jahren, gegenüber 35,6 Jahren im Jahr 2005. Insbesondere erhöhte sich die Lebensarbeitszeit der Frauen um 3,4 Jahre von 32,4 Jahren (2005) auf 35,8 Jahre (2015). Mit dem Indikator “Lebensarbeitszeit” wird die Zahl der Jahre gemessen, die eine 15-jährige Person während ihres Lebens erwartungsgemäß auf dem Arbeitsmarkt aktiv sein wird (entweder beschäftigt oder arbeitslos).
Arbeitsorganisation und -gestaltung ist somit auf die Älteren gezielt auszurichten. Von gemischten Teams von 50-Plus- und jungen Kollegen versprechen sich Marktbeobachter am meisten. Im rasanten digitalen Wandel kommt der behutsamen Transformation der Kommunikationswege und Arbeitsmittel eine entscheidende Bedeutung zu. Erfahrene Berater raten zu parallelen Arbeitsweisen – konventionell und digital – um die Mitarbeiter Schritt für Schritt an die neuen Funktionsweisen zu gewöhnen.
Interessant ist ein gegenläufiger Trend: Junge Nachwuchskräfte von heute legen gesteigerten Wert auf flexiblere Arbeitszeiten, ganz im Gegenteil zu den 50-Plus-Mitarbeitern, die ihren ersten Jahren nicht so viel Freizeit einforderten. Dies thematisierte unlängst auch Tophotelier Ingo C. Peters, Chef des Fairmont Hotels Vier Jahreszeiten in Hamburg, im Interview mit HOTELIER TV.
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Flexible Arbeitszeiten werden aus Sicht der meisten Berufsstarter vor allem dann positiv bewertet, wenn sie mit einer Aufwertung der eigenen Freizeit und Unabhängigkeit verbunden sind. Dies ergab eine Befragung des Karrierenetzwerkes Absolventa unter Berufsanfängern. Beispiel: 96 Prozent ihrer Befürworter verbinden damit mehr Selbstbestimmung. Angebote in diese Richtung sind daher gewünscht. Ein Stundenkonto zum Wohle eines Sabbaticals etwa halten 87 Prozent für attraktiv. Die Bereitschaft, an Wochenenden oder Feiertagen zu arbeiten, ist andererseits verhalten. Ebenso gering ausgeprägt: der Wille, in den Abendstunden zu arbeiten. Das lehnen 58 Prozent der Befragten ab.
Hauptargumente für die Forderung nach flexiblen Arbeitszeiten sind dementsprechend Kriterien, die mit einer besseren Work-Life-Balance einhergehen. An erster Stelle steht dabei die Planungssicherheit für private Termine mit 55 Prozent, gefolgt von dem Argument mit gutem Gewissen nach Hause gehen zu können (25 Prozent) sowie der Annahme, dass die eventuell entstehenden Überstunden bezahlt oder abgefeiert werden (13 Prozent). Die Forderung nach flexibler Arbeitszeit geht indes nicht einher mit dem Wunsch zur Abschaffung von Zeitvorgaben und Zeiterfassungen. 42 Prozent befürchten, in diesem Fall mehr arbeiten zu müssen.
Der Begriff der flexiblen Arbeitszeiten ist bei weiten Teilen der Berufsstarter mit einem erheblichen Informationsdefizit verbunden. Nur gut sieben Prozent der Befragten fühlen sich ausreichend informiert. Mehr als die Hälfte wünscht sich beispielsweise in Stellenanzeigen eine genauere Umschreibung des Begriffes, weitere 41 Prozent immerhin von Fall zu Fall.
Trotz dieser offensichtlichen Unklarheit in der Begriffsdefinition sind flexible Arbeitszeiten eines der Top-Attraktivitätsattribute für Arbeitgeber. Immerhin würden bei einem Job-Angebot mit überzeugenden Modellen in diese Richtung 63 Prozent einen Jobwechsel in Betracht ziehen. Fast ein Viertel würde sich bei Fehlen des Themas in einer Stellenanzeige erst gar nicht bewerben.
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