Mit Wertschätzung, Achtung und Respekt gegen die “Corona-Müdigkeit”
Ein Appell des Arbeitskreises Umgangsformen International
Hamburg, 04. Januar 2021 – Ja – es kann bitter sein, wenn sich Hoffnungen nicht erfüllen. Und die, dass unser Leben schnell wieder “normal” sein würde, so wie es vor der Corona-Pandemie war, oder dass wir die Feiertage unbeschwert hätten erleben können hat sich zerschlagen. Das frustriert viele.
Ja – es kann den Alltag erschweren, wenn ständig auf alle möglichen Regeln zu achten ist. Und das ist aktuell verstärkt notwendig und soll – wenn auch hoffentlich in geringerem Umfang – trotz einer in Aussicht stehenden Impfmöglichkeit noch auf unbestimmte Zeit weiter so bleiben?! Das erhöht bei vermutlich noch mehr Menschen den Frust.
Ja – es kann als einschränkend empfunden werden, wenn alle möglichen Veranstaltungen, auf die mit Vorfreude geblickt oder gar förmlich hin gefiebert wurde, nicht stattfinden beziehungsweise nicht besucht werden dürfen. Oder wenn ein ersehntes Treffen mit anderen der Corona-Zeit zum Opfer fällt. Und das lässt bei so manchen den Frust in Traurigkeit oder Wut umschlagen. Von weiteren tiefgreifenden Einschnitten ins Leben wie wirklich Existenzbedrohendem oder psychisch wie physisch extrem Belastendem jetzt mal ganz abgesehen. Ebenso davon, dass es den meisten Menschen in Deutschland im Vergleich mit denen in anderen Ländern rund um die Welt nach wie vor deutlich besser geht.
Dennoch ist es sehr verständlich, dass viele den dringenden Wunsch haben, dieses “ganze Corona-Zeugs” möge nicht mehr existent sein, schnellstens verschwinden oder zumindest unwichtig werden. Oder wie es sich Sarah Connor in ihrem aktuellen Song erhofft: “Können wir, bitte, bitte vorspulen und so tun, als wäre alles wieder gut?” Die Erfüllung eines solchen Wunsches allerdings damit erreichen zu wollen, etwa einfach das Einhalten der Abstandsregeln über Bord zu werfen oder dort, wo es Pflicht ist, das Tragen einer Alltagsmaske zu verweigern, ist mehr als kontraproduktiv. Jedes Individuum kann nur für sich selbst entscheiden, ob Ausdrücke wie “dumm”, “nachlässig”, “respektlos”, “unverschämt” oder “rücksichtslos” angebracht sind für solches Verhalten. Feststehender Fakt hingegen ist: Die Gefahr, dass es sich als Bumerang für diejenigen erweist, die damit die von ihnen erhoffte “Freiheit” zurückerlangen wollen, ist riesengroß.
Wer also nicht aus Wertschätzung den Mitmenschen gegenüber – was als die wünschenswerte Basis betrachtet werden sollte – bereit ist, sich weiterhin an bestehende Corona-Regeln zu halten, sollte sich fragen: Wie viel bin ich mir selbst wert? Denn Wertschätzung für sich selbst bedeutet unter anderem, ausreichend für sich zu sorgen und sich zu schützen. Zum Beispiel vor dem Verlust des Arbeitsplatzes. Ein solcher könnte bei jedem durch zu viel Lockerheit im Umgang mit der Pandemie erneut notwendig werdenden sogenannten Lock- oder Shutdown – und sei er auch vielleicht in Zukunft wieder “nur” eine “Light-Version” – schneller eintreten als erahnt.
Auch sich selbst zu achten ist ein Bestandteil davon, sich selbst wertzuschätzen. Beides – Wertschätzung und Achtung – funktioniert am besten im Wechselspiel zwischen den Menschen, im ständigen Austausch des Gebens und Nehmens. Immanuel Kant äußerte dazu Folgendes: “Ein jeder Mensch hat rechtmäßigen Anspruch auf Achtung von seinen Mitmenschen, und wechselseitig ist er dazu auch gegen jeden anderen verbunden.” Und unser Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird in einem vor Kurzem veröffentlichten Interview zitiert mit dem Satz; “Aus der Corona-Müdigkeit darf keine Respektlosigkeit werden.”
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