Luxushotels bekommen starke Konkurrenz: Wie Accor, Airbnb, Booking und Expedia mit den Buchungsportalen für Apartments und Villas das traditionelle Hotelbusiness neu erfinden
Berlin, 06. März 2017 – Die Geschichte der Grandhotels wird neu geschrieben: Was einst mit technischen Raffinessen wie fließend warmen Wasser im fünften Stock und Telefonen Attraktion für den Adel im 18. und 19. Jahrhundert war, sind heute Raum und Abgeschiedenheit sowie luxuriöser Komfort. Genau das bieten immer mehr gediegenen Apartments und Villen in besten Stadt- und Strandlagen. Accor und Airbnb sind längst auf diesen Zug aufgesprungen: Mit Übernahme wie Onefinestay (Accor) und Luxury Retreats (Airbnb) wird das disruptive Geschäft mit den lukrativen Luxusreisenden neu gestaltet. Neben erstaunlichen Revolutionen wie privater Wohnraum vs. kommerzielle Hotels wird in der Digitalisierung damit en ganz anderes, umwälzendes Kapitel in der Beherbergung gestartet.
Mit onefinestay.com erobert ausgerechnet Accor nach den Übernahmen von Fairmont Raffles und der Kooperation mit Banyan Tree ein bislang am Rande wahrgenommenes Segment: Über das Portal sind luxuriöse Bleiben zu Luxushotelpreisen buchbar, übrigens auch über booking.com. Bei Accor sieht man dies keineswegs als Spielwiese – mit Beteiligungen an squarebreak.com (49%) und oasiscollections.com (28%, wir berichteten) wird das neue Geschäftsfeld in die Zange genommen.
Airbnb bereitet mit der Übernahme von luxuryretreats.com offenbar auch das neue Geschäftsfeld mit Profi-Anbietern vor; derzeit seien 3.700 Villen mit Hotelservices zu mieten, heißt es. Medienberichten zufolge hatten auch Accor und Expedia Gebote abgegeben. Zudem plant das Portal, seine Privatvermietungsangebote künftig auch bei trivago.com buchbar zu machen.
Derweil hat Expedia die rund 20.000 Übernachtungsstätten von homeaway.com, was man 2015 für 3,9 Milliarden US-Dollar übernommen hatte, in die Buchungslisten aufgenommen. Nun wird der Mix an traditionellen Hotel und Privatdomizilen im Buchungsportal ständig neu justiert. Bei Priceline’s OTA booking.com hat sich das Portfolio längst verdoppelt: Nur gerade mal die Hälfte der angebotenen Übernachtungsstätten sind nunmehr Hotels.
Accor-CEO Sébastien Bazin erwartet, dass 30 Prozent der Umsatzes künftig aus der Vermietung von Nicht-Hotelzimmern generiert wird, zitierte ihn die „Financial Times“. Das schnell wachsende Segment der Privatdomizile mit seiner großen Vielfalt stellt die konventionelle Hotellerie mit ihren standardisierten und zum Teil sehr behäbigen Zimmerprodukte von enorme Herausforderungen. Das Argument wie von IHG-Chef Richard Solomons, man biete Sicherheit und garantierte Serviceleistungen zieht nicht mehr so recht. Die Buchungszahlen auch von Geschäftsreisenden über airbnb.com weisen deutlich darauf hin.
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