Der nächste Todesstoß gegen die Hotelsterne: Ist das System der Hotelklassifizierung noch immer viel zu starr?
Hamburg/Friedrichshafen, 10. August 2017 – Erst waren es Shampoofläschchen, jetzt die Öffnungszeiten für’s Hotelrestaurant: Die Kriterien der Dehoga-Hotelklassifizierung sind offenbar für die immer rasanter werdenden Marktveränderungen viel zu starr. Verzichtet man als nachhaltig orientiertes Hotel auf Kosmetika im Hotelbad, darf man keine vier Hotelsterne bekommen. Dann verzichtet man eben darauf, so geschehen im Scandic Emporio in Hamburg. Und nun stellt sich eine neue Schwierigkeit heraus, die erneute Zweifel am System der Hotelsterne aufkommen lässt.
Muss ein First-Class-Hotel wie das Hotel Gerbe in Friedrichshafen personalbedingt auf einen weiteren Öffnungstag des Restaurants verzichten, läuft dies den Kriterien der Hotelklassifizierung zuwider. Mindestanforderung für vier Hotelsterne ist jedoch, das hauseigene Restaurant an sechs Tagen in der Woche zu öffnen.
Das hat enormer Sprengkraft: Immer mehr Gastbetriebe müssen notgedrungen ihre Serviceleistungen einschränken, Speisekarten kürzen und mehr Ruhetage einführen. Die Hotelsterne kommen da nicht hinterher. Ergo: Die Klassifizierung ruhen lassen und auf bessere Zeiten in Sachen Recruiting hoffen?
Die Dehoga-Klassifizierung steht seit Jahren unter öffentlichem Beschuss. Eine ZDF-Reportage enthüllte flächendeckende Fälschungen und Manipulationen; viele waren in der Branchenöffentlichkeit längst bekannt. Doch erst unter massivem Mediendruck kam ein Strategiewechsel und heute werden Betriebe, die unberechtigt mit den offiziellen Hotelsternen werben, abgemahnt. Und das nächste Unheil kündigt sich an: Zuletzt waren Vorwürfe gegen eine andere Art der Manipulationen laut geworden; namhafte Hotels sollen den Mystery Checkern angeboten haben, ihre Rechnung zu stellen oder das Haus zu testen. Interne Beschwerden beim Dehoga seien nicht weiterverfolgt worden, so ein Vorwurf.
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