Aus Not wird Business: Hotelier plant Coronavirus-Themenhotel

Aus Not wird Business: Hotelier plant Coronavirus-Themenhotel
schwarzes Bett

Von Carsten Hennig – Dieser Bericht wurde aus einer exklusiven Runde zum Thema “Hotel Zur
Vermaledeiten Postillon” initiiert und sei von echter Hotelsatire kaum zu unterscheiden

Berlin, 07. März 2020 – Leere Hotelzimmer? Nicht mit mir, dachte sich ein Hotelier und plant nun ein Themenhotel, das voll auf den meistgesagten (und meistgehassten)
Begriff dieser Tage setzt: ein Coronavirus-Themenhotel. Bert F. (Name der Redaktion bekannt) will Website und Lage seines Hauses noch
nicht nennen, da er Gaffer und Nachahmer befürchtet. Sein ungewöhnliches Themenhotel liege nur 12 Kilometer
vom Berliner Hauptbahnhof entfernt und trage dennoch die Zusatzbezeichnung “City Centre”, damit “Gäste wissen es ist gar nicht so
weit hinterm Mond”, so der gewitzte Marketingexperte.

Das Coronavirus-Themenhotel richte sich an Gästegruppen, die entweder keine übertriebene Infektionsangst haben oder bereits infiziert waren. “Natürlich müssen sie bei der Buchung eine Unbedenklichkeitsbescheinigung ausfüllen – als Selbstauskunft”, so der Hotelier. Wer mit heißem Kopf anreise, werde per Laserthermometer gescannt und in separate Etagen für Infizierte umgeleitet. “Aber Zimmerquarantäne auf die harte Tour machen wir nicht”, so der Hotelier.

“Wir wischen da auch mal jede Woche gründlich durch”

Das Konzept setzt voll auf das Gefühl der Community, der Gleichgesinnten: “Wir sind doch alle voll genervt von der Panik, von dem Medienhype und wollen uns in Ruhe treffen – für Business, zum Networking oder eben auch Dating.” Der ideale Themengast zeichne sich durch morbiden Habitus, tiefschmarzem Humor und äußerlichen Merkmalen wie übermäßigen Piercings oder Zombie-Styling aus.

So ein Themenhotel lebt von der Interaktion, von den Events: Geplant seien Themenabende mit schwarzem Humor wie z.B. eine Vorführung einer Raubkopie vom nächsten Bond-Streifen “No Time To Die”, Spielabende mit dem “Selbstmörder-Quartett” und russischem Roulette mit Spielzeugpistolen oder auch etwas hartgesotteneren “Events”. So soll u.a. eine Etage privat vermietet werden und als Swingerclub für Infizierte vermarktet werden. “Wir wischen da auch mal jede Woche gründlich durch”, so der Hotelier. Dagegen wirken andere Themenbereiche wie eine Shisha-Lounge und ein Cigar-Club im fensterlosen Keller eher harmlos.

Und woher sollen die Mitarbeiter kommen? “Ach, da machen ich mir jetzt keine Sorgen. Für’s Housekeeping kriegen wir z.B. Leute von einer Neuköllner Großbäckerei, die wegen Kakerlaken geschlossen werden musste, die sind dann doch da sensibilisiert”, so der Unternehmer. Und noch etwas will er los werden: “Die Vertreter von den Ausstattern und Dienstleistern brauchen mich gar nicht mit ihren Calls nerven, die Einrichtung und so übernehme ich affengünstig von insolventen Hotels hier, davon gibt’s ja in Kürze genügend.”

“Wir wollen das gefährlichste Hotel sein”

Der Clou: “Wir wollen keineswegs als das dreckigste Hotel in die Geschichte eingehen, aber als das vielleicht gefährlichste Hotel”, so der Betreiber. Das Alleinstellungsmerkmal könne vielleicht sogar mit einem “Guinness World Record”-Award gekrönt werden, wenn alles gutgehe.

Buchbar soll das Coronavirus-Themenhotel in Kürze vorerst nur über die eigene Webseite sein. “Wir haben uns von den Experten von MyHotelFloppt beraten lassen und die raten uns, voll auf Direktbuchungen mit Sofortinkasso bei null Prozent Stornierungsmöglichkeit zu setzen.” Später sollen Verhandlungen mit Hotelportalen geführt werden. “Aber da erwarte ich mir nicht soviel, eher starten wir noch ein zweites Start-up, ein emotionales Hotelportal hotelinfections.com”, so der Hotelunternehmer.

“Wir wollen sauber bleiben”

Warum wird das Konzept erst jetzt bekannt? Die Hotelkrise ist ja bereits voll in Gange… “Eigentlich wollten wir unser Coronavirus-Themenhotel auf der ITB bekannt machen, nun ist die ja abgesagt. Dann wollten wir zur Internorga, doch die ist verschoben. Und auf die ‘Mini-Internorga’ gehen wir nicht, das ist ja Markenrechtsverletzung. Da machen wir nicht mit, wir wollen sauber bleiben.”

Apropos Markenrecht: “Die Marke ‘Coronavirus’ in den Nizza-Klassifikationen für uns waren noch frei, da war ich echt erstaunt”, bekennt der Hotelier. Das soll nun alles ordentlich ablaufen: Konzept, Marke und vielleicht – bei anhaltenden Infektionen – auch ein Franchisesystem. In Überlegung sei auch ein Crowdfunding für außergewöhnliche Marketingaktionen: Man könne sich Namen für besonders heftige Stürme kaufen – dann wäre “Coronavirus” millionenfach in den Nachrichten im passenden Umfeld… Da soll subtil mitschwingen: So richtig heimelig und sicher fühlen kann man sich nur im Coronavirus-Themenhotel…