Airbnb als neuer Hotelvertrieb: Portal für Privatvermieter will rund eine Milliarde US-Dollar frisches Kapital für Übernahmen aufnehmen – Neue Ideen für dezentrales Hotel
Von Carsten Hennig
(San Francisco, 05. März 2015) Investment-Guru Warren Buffet empfiehlt das Papier: Das weltweit führende Privatvermieter-Portal Airbnb gilt schon längst als Hotelersatz und will nun in einer neuen Kapitalrunde rund eine Milliarde US-Dollar für künftige Übernahmen aufnehmen. Damit würde der errechnete Unternehmenswert gigantische 20 Milliarden US-Dollar betragen. Das Portal hatte erst im Frühjahr vergangenen Jahres 475 Millionen US-Dollar aufgenommen.
Mit dem neuen Unternehmenswert würde Airbnb höher gestellt sein als Starwood Hotels, Wyndham, IHG, Hyatt und Choice Hotels. Nur Marriott und Hilton wären laut einem Finanzreport von Yahoo noch mehr wert.
Airbnb gilt als Killer des traditionellen Hotelvertriebs, dessen Aufstieg nicht mehr aufzuhalten sei, sagen Marktbeobachter. Auch in den USA sucht das Apartmentportal nach Wegen, steuerkonform zu arbeiten. In Portland wurde dafür ein Pilotprojekt gestartet, bei dem die privaten Vermieter ebenso Steuern entrichten wie gewerbliche Hotelbetreiber.
Alle wollen Airbnb – Während das Portal bei Hoteliers für Wutanfälle sorgt und Stadtverwaltungen vor heroische Kontrollaufgaben stellt, ist der Siegeszug auch in deutschen Großstädten wie Berlin deutlich: Die Menschen wollen das. Für smarte Reisende sind individuell eingerichtete WG-Zimmer oder ein kleines Apartment kommoder als uniforme Hotelräume. Gerade zu Messezeiten ist Airbnb eine immer stärker genutzte Alternative. So sind aktuell zur ITB Berlin noch Zimmer/Betten in zentralen Stadtlagen ab nur 41 Euro je Nacht zu buchen.
Nach anfänglich Hysterie stellt sich nun die Frage, ob Airbnb als Vertriebsplattform auch für Hotels und Apartmenthäuser interessant sein könnte. Den Newcomer nicht als “Hotelkiller”, sondern als innovatives Buchungsportal zu begreifen wäre ein Zeichen der Zeit. Beim Querdenken könnte man auch soweit gehen, ein “dezentrales Hotel” auf Airbnb anzubieten: Zimmer/Apartments in zentralen Lagen verteilt, mit Zimmerreinigung und Frühstücksservice. Der Hotelier von morgen hätte dann viele Betten im Angebot, auf die gefragtesten Viertel einer Stadt verteilt.
Noch sind die Genehmigungs- und Kontrollbehörden in Deutschland für die Form des “Hospitality” nicht vorbereitet. Für den authentischen Tourismus könnte dies jedoch einen entscheidenden Schritt bedeuten – Wohnen unter Einheimischen bekäme eine neue Bedeutung.
Die Sharing Economy bietet je jetzt schon enormes Portenzial: Nachbarschaftlicher Autoverleih wie beispielsweise bei tamyca.de und autonetzer.de ist längst gang und gäbe. Und Ebay hat bereits eindrucksvoll gezeigt, wie man als Privatperson mit einer Garage als Lagerfläche zum Großhändler werden kann.
Neues Denken ist im Tourismus gefragt: Die Chancen für Jedermann sind größer als die Risiken. Wer Airbnb & Co. als “großen blauen Ozean” der wirtschaftlichen Möglichkeiten auffasst, könnte nur gewinnen.
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