96 Stunden lang kaum Züge: Lokführer streiken von Mittwoch bis Montag – Massive Verkehrsprobleme und Schaden für Tourismus befürchtet – Ferienende in Niedersachsen und Bremen

96 Stunden lang kaum Züge: Lokführer streiken von Mittwoch bis Montag – Massive Verkehrsprobleme und Schaden für Tourismus befürchtet – Ferienende in Niedersachsen und Bremen
Wegen Streik: Ansturm auf Mitfahrgelegenheiten

UPDATE (Frankfurt/Main, 04. November 2014) Der Tourismus wird vermutlich stark betroffen sein: Der von der Gewerkschaft GDL angekündigte Lokführer-Streik soll von Mittwoch, 15h, bis Montag, 4h, dauern. Zunächst seien Güterzüge betroffen, ab Donnerstag, 2h, auch der Personenverkehr. Gerade zum Ende der Herbstferien in Niedersachsen und Bremen und zum Mauerfall-Jubiläum in Berlin (am 09. November) sind massive Verkehrsprobleme zu erwarten. Drohender Lokführer-Streik: Alternative Fernbus – Aktueller Report bei HOTELIER TV: http://www.hoteliertv.net/reise-touristik/drohender-lokführer-streik-alternative-fernbus/

Wegen Streik: Ansturm auf Mitfahrgelegenheiten
Wegen Streik: Ansturm auf Mitfahrgelegenheiten

“Selbstverständlich gilt das Streikrecht für alle, trotzdem sollte die Gewerkschaft abwägen, ob und inwiefern sie ihren Klienten und letztendlich sich selbst mit solchen Erpressungsversuchen hilft”, meinte Dirk Bremer, Präsident des Travel Industry Club, zu den Streiks. “Kunden und Arbeitnehmer werden durch die Streiks gleichermaßen geschädigt. Gerade wenn die Konjunktur schwächelt, treffen Streiks die Reise- und Mobilitätsindustrie. Bahnfahrer steigen auf Fernbusse um und die Kunden der Lufthansa wechseln zur Konkurrenz. Das kann nicht das Anliegen einer vernünftigen Arbeitnehmervertretung sein”, so Bremer weiter.

“Die Fahrgäste haben immer weniger Verständnis für die Lokführer”, sagte Pro-Bahn-Sprecher Gerd Aschoff der in Düsseldorf erscheinenden “Rheinischen Post” (Dienstagausgabe). “Die Fahrgäste sind die Hauptleidtragenden der Streiks. Viele Berufstätige merken die Folgen unmittelbar, wenn sie nicht oder verspätet zu wichtigen Terminen kommen”, sagte Aschoff. Die Streiks würden die Bahn dauerhaft schädigen, weil ein Teil der Fahrgäste, die wegen der Streiks auf Fernbusse umsteigen müssten, der Bahn als Kunden dauerhaft verloren gingen. “Es besteht die Gefahr, dass die Bahn dauerhaft Kunden an den Fernbusverkehr verliert”, sagte Aschoff.

Für Manfred Schell, dem ehemaligen Bundesvorsitzenden der Gewerkschaft der Lokomotivführer ist die Verhandlungspolitik seines Nachfolgers Weselsky nicht nachzuvollziehen. “Der stellt sich hin, als würde er zum Heiligen Krieg aufrufen”, sagte er in einem Zeitungsinterview. Auch “Pro Bahn” kritisiert Weselskys Vorgehen massiv. Bei “Stern TV” (RTL, 05. November, ab 22:15h) erklärt Manfred Schell, warum er einen Rücktritt des GDL-Chefs Claus Weselsky fordert.

Die Reise-Suchmaschine goeuro.de verzeichnet mehr User: “Nur wenige Stunden nach der Bestätigung des erneuten Bahnstreiks durch die GDL sehen wir in unserem System schon einen Anstieg um über 200 Prozentbei Fernbussuchen und –buchungen: Obwohl der Großteil der arbeitenden Bevölkerung noch im Büro ist. Die Menschen sind seit des letzten Streiks irritiert und informieren sich nun rechtzeitig über Alternativen. Bereits die GDL-Drohungen der letzten Tage hatten zu einer massiven Zunahme an Suchanfragen bei uns geführt”, berichtete Sprecher Robin Wilfert.

Pendler und Fernreisende, die aufgrund des Bahnstreiks von Donnerstag bis Montag nicht zu ihrer Arbeitsstelle bzw. ihrem Reisezielort gelangen, finden auf www.mitfahren.de und www.drive2day.de Fahrer, die sie dorthin mitnehmen. Somit können vom Bahnstreik betroffene Pendler und Fernreisende trotz still stehender Züge schnell und kostengünstig zu ihrer Arbeitsstelle bzw. ihrem Reiseziel gelangen. Mit Mitfahren.de von Drive2Day lässt sich so die Streikphase der Lokführer überbrücken. Dabei wird keine Gebühr für die Vermittlung von Fahrten zwischen Pendlern, Fernreisenden und Fahrern erhoben. Die Parteien teilen lediglich die Benzinkosten. Kürzere Fahrten wie von Düsseldorf nach Köln kosten rund zwei Euro. Längere Strecken wie von Berlin nach München etwa 20 Euro.

Die Berliner Tourismusgesellschaft Visit Berlin hat die Lokführer-Gewerkschaft GDL wegen ihres angekündigten Streiks scharf kritisiert. Visit-Berlin-Geschäftsführer Burkhard Kieker sagte am Mittwoch im rbb-Inforadio, er könne die Politik des GDL-Vorsitzenden Claus Weselsky nicht nachvollziehen. “Das scheint ein Profilneurotiker zu sein, der ein ganzes Land in Geiselhaft nimmt.” Kieker appellierte an die Lokführer, trotzdem zur Arbeit zu gehen, damit die Feierlichkeiten zum Mauerfall-Jubiläum am Wochenende in Berlin möglichst wenig beeinträchtigt werden. “Die Lokführer schneiden sich ins eigene Fleisch. Das ist ein Konjunkturprogramm für die Fernbusse.” Noch sei nicht abzuschätzen, wie viele Berlin-Besucher am Wochenende wegen des Streiks nicht nach Berlin kommen: “Ich habe die große Hoffnung, dass sich die Menschen in Deutschland, die mit der Bahn zu uns kommen wollen, etwas anderes einfallen lassen.” In der Stadt selbst rechnet Kieker nicht mit Problemen. Berlin habe in der Vergangenheit bewiesen, dass der öffentliche Personen- und Nahverkehr mit U-Bahn, Bussen und Straßenbahnen gut aufgestellt sei.